Im zweiten Teil meines Blogbeitrags wird es um Storytelling bei digitalen und virtuellen Events gehen.

Früher stundenlang auf den neusten Harry Potter oder Herr der Ringe Band konzentriert, ewig in der Kino Schlange gestanden, um unter den Ersten zu sein, die den neuen Star Wars Teil sehen… Warum? – weil es gutes Storytelling ist!

Storytelling im digitalen Raum beginnt schon vor dem Event und endet erst danach. Schon von dem Augenblick an, in dem die Einladung verschickt oder das Event veröffentlich wird, sollen die Menschen bewegt, berührt, begeistert und zur Teilnahme motiviert werden.

Zum gelungenen Storytelling ist es wichtig in Ziel- und Interessensgruppe zu denken. Sich an den Teilnehmern zu orientieren. Welche Interessen haben meine Teilnehmer?

Weitere wichtige Fragen, die man sich stellen sollte, sind: Was bieten wir an? Was wollen wir vermitteln? Was wollen wir damit erreichen? Sind meine Inhalte nützlich und relevant – und nicht nur leere Floskeln?

Menschen suchen nicht nachgrößeren Autos, Menschen wollen sich lebendig fühlen.

~ Christián Galvez (Experte für hybride, rein-digitale und analoge Events. Sein neues Buch über den Monomythos: Logbuch für Helden).

Die Story sollte universell und emotional sein. Damit sich jeder identifizieren und hineinversetzen kann. Ist meine Story plausibel, logisch, aber trotzdem spannend?

Jeder kann ein guter Geschichtenerzähler sein – man muss dafür kein alter, weiser Mann vorm Kaminfeuer sein. Man muss nur daran glauben, um andere davon zu überzeugen. Man muss die Zuhörer an die Hand nehmen, die Inhalte illustriert und visuell darstellen. Die Menschen zum Lachen und Nachdenken bewegen. Informationen über Emotionen und Involvement vermitteln. Die Fantasie anregen.

Dafür eignet sich die sog. Heldenreise nach Joseph Campbell, welche eine bestimmte Struktur hat. Diese Struktur findet sich in den meisten Geschichten aller Kulturen: Der Protagonist wir gerufen, begibt sich auf eine Reise, wird mir Konflikt konfrontiert und muss zahlreiche Herausforderungen meistern. Am Ende hat er/sie alle Hindernisse überwunden, den Konflikt gelöst und kehrt bereichert (ob mit Wissen, Erfahrungen oder einem Schatz) in die Heimat zurück. Und ist unterwegs ein Held geworden.

Menschen suchen nicht nach dem Sinn des Lebens, Menschen suchen nach Lebendigkeit (Campbell).

Bei der Heldenreise beginnt die Geschichte in der normalen Welt. Der Held/die Heldin wird gerufen und folgt dem Ruf – erhält die Einladung. Um Menschen für das Event zu begeistern, muss man sie motivieren. Sie antreiben. Sie sanft aus ihrer Kopfortzone ziehen – wenn das klappt, entscheidet sich der Teilnehmer an dem Event teilzunehmen. Stößt aber erstmal auf einige Widerstände (wird von anderen Terminen abgehalten, Kollegen, Vorgesetzte oder Freunde versuchen einen von der Teilnahme abzuhalten, die Kosten etc.) Aber nachdem einmal die Schwelle überquert ist, erfährt der/die HeldIn Neues, wächst daran, wird aus dem gewohnten Trott herausgerissen – wird ein Held – das ist der eigentliche Stream des digitalen Events. Danach kehrt er/sie verändert in die Heimat zurück. Mit Wissen, positiven und nachhaltigen Erfahrungen und Erlebnissen im Gepäck.

Bei Events ist nicht das Unternehmen der Held, sondern die Teilnehmer und Zuschauer – die im Laufe des Events auf die Heldenreise geschickt werden. Gerade in der momentanen Zeit bleibt die Motivation der meisten Menschen etwas auf der Strecke liegen. Es fehlt der innere Antrieb. Durch gute Geschichten kann die Motivation geweckt werden. Die Teilnehmer können etwas „wagen“, sich selbst und die Welt ein kleines bisschen besser machen. Neue Wege gehen und an sich glauben. Der Teilnehmer kann seine eigene Heldenreise mit entwickeln.

Der Drache

Jede Geschichte braucht auch es einen sog. „Drachen“, sonst wäre sie doch langweilig. Wenn die Titanic um den Eisblock herumgefahren wäre, würden die wenigsten ins Kino gehen. Hätte Harry Potter noch seine Eltern und keinen Feind (Antagonist), gäbe es keine spannende Geschichte über 7 Teile. Hätte Anakin Skyalker nicht auf die dunkle Seite gewechselt…

Auch im digitalen Raum tritt eine solche Gestalt auf. Die Teilnehmer werden aus ihrer Komfortzone gezogen. Durch das Überwinden eines Hindernisses sollen ein positives Wachstumserlebnis erfahren.

Die 4 Säulen

Die Zahl 4 steht für Ganzheit. Es gibt vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten. 4x Advent bis Weihnachten. Auch kommt die Zahl in einigen Buch- und Filmtiteln vor: Eine für vier – Nussknacker und die vier Reiche – Vier Hochzeiten und ein Todesfall.

Nach C.G. Jung gibt es vier Säulen: Körper, Geist, Herz und Seele. In den meisten Geschichten erfährt der/die Heldin Wachstum in diesen Säulen – und wir auch – wir fühlen dadurch nach dem Zuschauen, Lesen, Zuhören lebendiger und größer. Zu Beginn der Geschichte ist der/die HeldIn in einer oder mehreren der Säulen angeschlagen, entwickelt sich im Verlauf aber weiter und ist am Ende in allen Bereichen ausgefüllt.

Beim Anwenden im Storytelling kann man sich die Fragen stellen: Wie kann ich die Teilnehmer motivieren und antreiben (Körper)? Was möchte ich vermitteln, welche Werte (Geist?) Wie kann ich eine Nähe zu den Teilnehmern aufbauen (Herz?) Wie kann ich meine Inhalte und den Zweck meiner Story erlebbar machen (Seele)?

Die Archetypen

Durch die Verwendung von Archetypen wird der Zuhörer unterbewusst angesprochen und kann sich mit dem/der HeldIn identifizieren. Er nimmt das Erzählte besser wahr und erinnert sich länger daran. Die Archetypen sind im Unterbewusstsein aller Menschen verankert. Es sind Urbilder, welche die ganze Entwicklung des Menschen begleitet.

Durch Identifikation mit der Person in der Geschichte oder dem Erzähler wird der Zuhörer in die Story hineingezogen und miteinbezogen. Man stellt sich vielleicht die Frage: wie hätte ich selbst in dieser Situation gehandelt? Das weckt Involvement.

Geschichten lösen Hormone und Neurotransmitter aus – die wir in Form von Emotionen wahrnehmen. Je emotionaler wir etwas gegenüber sind, desto empfänglicher und weniger kritisch sind wir.

Dopamin sorgt für Fokus, Motivation und eine bessere Erinnerungsleistung. Oxytocin lassen einen großzügiger, verbundener und vertrauter werden. Endorphine machen einen kreativer, entspannter und man kann den Fokus besser halte.

Vielfältige Storyteller

Menschen, die für ihre Inhalte und Botschaften brennen, können diese besser vermitteln. Mit Energie, Bewegung, Werten und Nähe. Die Nähe zum Teilnehmer ist wichtig, um das Event erlebbar zu machen. Um eine Geschichte näher zu bringen und Inhalte wirkungsvoll zu vermitteln, sind unterschiedliche Charaktere und Speaker wichtig. Mit unterschiedlichen Ansichten, Berufen, Tätigkeitsfeldern und verschiedenem Auftreten. Diese unterstützen die Vermittlung. Sie unterstützen sich gegenseitig und den Teilnehmer bei seiner Erfahrung und Entwicklung. Man bleibt eher an der Story hängen.

Cross- und Transmediales Storytelling

Im Zeitalter der Informationsüberflutung ist es schwieriger eine Möglichkeit finden die Aufmerksamkeit zu gewinnen und zu halten. Aber in der digitalen Welt kann man auf die verschiedensten Möglichkeiten zum Storytelling zurückgreifen und diverse Medien und Formate kombinieren. Visuell, auditiv, audiovisuell und interaktiv u.v.m.

Gute Geschichten machen Inhalte, Produkte, Werte und Erfahrungen für Kunden greifbarer. Sie lösen Sympathien aus. Durch Spannungsbögen wird am Objekt geweckt und gehalten. Gute Storys sorgen für ein besseres Image – und die Dienstleistungen und Produkte werden eher gekauft.

Ein einheitliches Bild über verschiedene Kanäle prägt sich bei den Zuschauern ein. Entweder auf allen Kanälen das gleiche: Crossmedial. Oder gesplittet, mit einzelnen Teilen auf verschiedenen Plattformen: Transmedial. Das muss auch nicht unbedingt chronologisch sein. Nur schlüssig nachvollziehbar und verständlich. Der Spannungsbogen ist stärker, das Publikum muss permanent aufmerksam sein. Das kann das Involvement um einiges erhöhen.